What's up little girl?

Mit langen Zügen schwamm er die Bahn hinauf. Gleichmäßig atmete er ein und aus. Um ihn das Rauschen des Wassers und des gedämpfte Lärmen vom Kinderbecken. Linker Arm vor. Rechter Arm vor. Linker ... Fuck! Levin riss den Kopf hoch und klatschte mit dem Arm laut auf die Oberfläche. Er biss die Zähne zusammen, kniff die Augen zu und zwang seine Beine weiter zu schwimmen. Sein linker Arm machte was er wollte, doch Levin schwamm weiter. Ruhig. Ruhig! Gleichmäßige Züge. Ganz ruhig. Er entspannte sich langsam. Schwamm weiter und zog sich am Rand des Beckens hoch. Sein Körper zitterte leicht, er hielt den linken Arm in seiner rechten. Er zuckte, Levin atmete tief ein, ließ den Arm los und verlagerte sein Gewicht darauf. Gleich ist alles wieder vorbei.
"Fuck Schlampe!", brach es aus ihm heraus und er biss sich auf die Lippe. Ganz ruhig, Levin. Ruhig. Es ist alles in Ordnung. Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Jemand tippte ihm auf die Schulter. Ganz leicht nur, aber genug um ihn aufschrecken zu lassen. Levin öffnete die Augen und sah in das Gesicht einer streng dreinblickenden Frau. Auch das noch.
"Was fällt Ihnen eigentlich ein? Hier sind kleine Kinder! Und Sie schreien einfach durch die ganze Halle: F ...", fing sie an, sprach jedoch nicht weiter.
"Was? Fuck Schlampe, ich weiß. Können Sie es nicht aussprechen? Ihre Kinder hören Sie bestimmt nicht, die sind irgendwo da hinten und in die Hölle kommen Sie auch nicht gleich. Fuck Schlampe, sagen Sie es ruhig", entgegnete Levin barsch und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Sollte sie ihn doch in Ruhe lassen. Konnte froh sein, dass er nicht gleich noch einen Tic gehabt hatte. Es war lächerlich jemanden zusammen scheißen zu wollen und dann an den Schimpfwörtern zu scheitern.
"F ... fuck Schlampe", presste die Frau hervor, die Hände in die Hüfte gestemmt, in den Augen langsam verklingende Wut. Levin grinste in sich herein. Herr Gott, manche Leute hatten wirklich Probleme.
"Na also, war doch gar nicht so schlimm. Und was Fuck Schlampe angeht ... Ich kann nicht garantieren, dass es nicht noch mal vorkommt."
Mit diesen Worten stieß er sich vom Rand ab und schwamm in langen Zügen zur anderen Seite. Sollte sie ihn doch bitte in Ruhe lassen.
Er stieg aus dem Becken und leif zu seinem Handtuch hinüber. Ein Blick über die Schulter sagte ihm, dass die Frau ziemlich perplex immer noch dort stand und ihn anstarrte. Ein süffisantes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Gott noch mal, was war er nur für ein Arschloch?! Er schüttelte den Kopf und rubbelte sich ab, als er eine wohlbekannte Person auf ihn zukommen sah. Hermine. Sein Lächeln wurde breiter und er legte den Kopf leicht schief.
"Hey, du bist gekommen!"

Ihr Blick glitt an dem Gebäude hoch in dem sich die Schwimmhalle befand. Sie war schon lange nicht mehr Schwimmen gewesen. Früher, als sie noch klein war, sind ihre Eltern mit ihr jeden Sonntag in einer Schwimmhalle gewesen. Sie hatten immer viel Spaß gehabt und gelacht. Aber die Zeiten waren vorbei. Ein schwaches Lächeln glitt über ihre Lippen, während sie noch immer diesen Gedanken hinterher hing, die von einer glücklichen Vergangenheit sprachen. Mittlerweile war alles anders! Sie war nicht mehr in England. Stattdessen wiederholte sie ihr letztes Jahr hier in Nordskandinavien gemeinsam mit ihren Freunden. Nun traten Harry und Ron vor ihr inneres Auge und besonders beim Anblick von Ron zog sich ihr Herz leicht zusammen. Sie hatten sich wieder einmal gestritten. Wegen einer Kleinigkeit. In letzter Zeit kam dies sehr häufig vor und sie wusste einfach nicht, wie sie es ändern sollte. Es schmerzte sie und selbst Harry schien es langsam leid zu sein ihr zuzuhören. Aber das konnte sie schon verstehen, schließlich bekam er es gleich von zwei Seiten zu hören.
Um einmal aus dem Schulalltag herauszukommen, stand sie nun hier vor der örtlichen Schwimmhalle. Sie hatte sich mit Levin verabredet, den sie aufgrund eines Schulprojektes zugeordnet bekommen hatte. Das Projekt war interessant und Hermine fiel es – aufgrund ihrer Herkunft aus einer Muggelfamilie – leicht sich ohne Zauberstab in der Welt der Muggel zurecht zu finden. Schließlich war sie in dieser groß geworden. Und auch ihr Projektpartner war nett. Sie verstanden sich gut und er war auch der Grund, weshalb sie nun hier in der Schwimmhalle war.
Ein letztes Mal holte sie tief Luft und betrat das alte Gebäude. Drinnen wurde sie sogleich von dem typischen Chlorgeruch begrüßt. Sie zahlte den Eintritt und suchte sich eine der leeren Kabinen, wo sie in ihren Badeanzug schlüpfte. Ihre Kleidung und ihre Tasche verstaute sie in einem dafür vorgesehenen Spint. Den Schlüssel dafür befestigte sie an ihrem Handgelenk um sich zu den Duschen zu begeben, wo sie sich abbrauste, ehe sie in die große Halle mit den Schwimmbecken trat. Ihr Blick schweifte suchend umher. Levin musste längst da sein, aber noch konnte sie ihn nicht entdecken. Erst als eine Stimme hinter ihr ertönte, fuhr sie herum und entdeckte das gesuchte Gesicht. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. "Hey", begrüßte sie ihn und nickte leicht. "Klar, ich hab doch zugesagt!" Sie zwinkerte ihm zu und sah sich noch einmal um.
"Und hier verbringst du also deine Freizeit?", erkundigte sie sich und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

"Ja, hier verbringe ich meine Freizeit", bestätigte er und lachte, als er ihr kritisches Gesicht sah. So schlimm war Schwimmen jetzt auch wieder nicht. Nein, eigentlich liebte er es sogar. Wieso Hermine nicht so begeistert schien, konnte er beim besten Willen nicht verstehen.
"Und? Wie gehts dir so? Warst die ganze letzte Woche gar nicht aufm Handy erreichbar. Wir haben ne Party veranstaltet."
Er legte sein Handtuch wieder hin, nahm ihr die Tasche ab und stellte sie zu seinen Sachen. Dann wartete er auf eine Antwort, während er sie freundlich anlächelte. Sie war wahrlich hübsch, das musste man ihr lassen. Aber sie hatte einen Freund. Und eine etwas andere Lerneinstellung als er selbst ... Levin musterte sie eindringlich und schaute dann weg. Er hatte das Gefühl zu starren.
"Na dann. Lass uns ins Wasser gehen. Dafür sind wir ja schließlich hier. Oder muss ich dich reinschupsen, damit du gehst?", neckte er sie und deutete an, dass er es wirklich tun würde. Sie lachte erschrocken auf und hielt seine Unterarme fest, nichts was ihn wirklich aufhalten konnte, doch er wollte fair sein und ließ die seinen sinken.
"Na komm."
Er nickte Richtung Becken und lief am Rand zum Einstieg.

Sie nickte leicht als er bestätigte, dass er hier immer seine Freizeit verbrachte. So hatte sie es auch vermutet. Ihr Blick war auf das Wasser gerichtet, als er sie erneut ansprach. Leicht zuckte sie zusammen und wandte sich ihm wieder zu, als er sie erneut ansprach. Sie blinzelte kurz, ehe ihr seine Worte wieder in den Kopf kamen. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen, erreichte jedoch ihre Augen nicht.
"Gut", meinte sie leise und fuhr sich durch das Haar. "Nun ja, ich hatte eine Menge zu tun und hatte mein Handy die meiste Zeit über aus. Wie war die Party denn? Ich wette, du hattest jede Menge Spaß", erklärte sie ihm. Eine Party. Die hätte sie schon gerne besucht, dann wäre sie rausgekommen aus dem Trott. Aber wie schon erwähnt hatte sie keine Zeit gehabt und auf der Party wäre sie wohl nur eine Spaßbremse gewesen mit ihrer nicht gerade partytauglichen Stimmung.
Sie bemerkte seinen Blick und grinste ihn an. "Was denn?", kam es irritiert von ihr und ihre Augen weiteten sich bei seiner spielerischen Drohung. "Wehe", lachte sie und klammerte sich an ihn, als er sich auf sie zubewegte und Anstalten machte seine Drohung wahrzumachen. Erleichtert atmete sie auf als er dann von ihr abließ und folgte ihm zu der kleinen Treppe, die ins Becken führte.
Sie warf ihm einen Blick zu, ehe sie sich an den Sprossen festhielt und langsam ins Wasser stieg, welches hingegen ihrer Befürchtung nicht allzu kalt war. Sobald sie tief genug im Wasser war, stieß sie sich ab und schwamm ein paar Züge, dann drehte sie sich zu Levin um.

Es tat gut, wieder im Wasser zu sein. Er schwamm ein paar Züge, blieb stehen und sah sich nach Hermine um. Als er sie entdeckte lächelte er, senkte den Blick und schwamm zu ihr herüber.
"Die Party war übrigens sterbenslangweilig ohne dich", meinte er, zwinkerte ihr zu und schwappte einen Schwall Wasser in ihre Richtung. Ihre blonden Haare klebten ihr am Kopf, doch sie sah immer noch gut aus. Verdammte scheiße, jetzt hör aber mal auf, Levin!, ermahnte er sich und tauchte unter, damit er nicht schon wieder starrte. Denk an Mia. Komm schon. Mia ist genauso schön. Komm schon, Levin. Nur war Mia nicht hier. Und er allein mit einem Mädchen, dass vergeben war, super aussah und zudem noch nett war. Nach ein paar Sekunden tauchte er wieder auf und lächelte sie an.
"Und wie war deine letzte Woche? Wie läufts mit Ron?", fragte er, um sich selbst noch einmal zu verdeutlichen, dass sie kein Potential für ihn hatte. Haben durfte. Doch hingegen seiner eigentlich freundlich gemeinten Frage verfinsterte sich Hermines Blick einen Moment lang und Levin sah sie verdutzt an.
"Was ist denn los?"
Sie hatten wohl wieder gestritten. Verdammt, wieso tat Ronald so was? Wieso ließ er es zu, dass sie stritten? Das Hermine vollkommen fertig war? Er mochte ihn ja wirklich gerne. Nicht allein deswegen, weil er Hermine mochte und die Ron ... und so weiter. Aber wieso musste er denn mit ihr streiten?!
Levin wusste sehr wohl, wie kindisch seine Gedanken waren, dass nicht alles immer Friede, Freude, Eierkuchen war, doch in letzter Zeit häuften sich diese Momente in denen Hermine traurig war. Traurig und vollkommen fertig.
"Wenn du nicht erzählen willst ... ist das vollkommen okay", sagte er und spürte wie sein Arm zu kribbeln anfing. Oh Gott! Bitte nicht jetzt! Das ist sowas von un ...
"Scheiße! Dumme Fotze", kam es aus seinem Mund und er biss sich auf die Lippen. Hermine sah ihn entgeistert an. Levin drehte sich weg und kickte unkontrolliert mit dem rechten Bein im Wasser herum. Jedenfalls hatte er sie nicht Ausversehen geschlagen. Es konnte doch nicht angehen, dass die Tics wieder schlimmer wurden. Wieso? Wieso tat man ihm das an?!
"Verfickte ...."
Irgendwer schrie ihm zu, dass er leise sein sollte. Er sah kurz zu Hermine hin, dann machte er einen Satz in die Fluten des Chlorwassers und kraulte die Bahn hinunter, das rechte Bein einem unkontrolliertem Zucken unterlegen.
Zehn Bahnen später spürte er, wie er sich beruhigte und schwamm wieder langsam auf Hermine zu.
"Tut mir leid. Ich ... das Tourette...", stammelte er und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht.
"Hören Sie, ich kann das nicht kontrollieren, ja?", schrie er die Frau von voher an, die wieder auf ihn zukam, zornig und hochrot im Gesicht.
"Das ist eine Krankheit, verstanden?"

Wasser war ein tolles Element und man konnte sich darin nur wohlfühlen. Es war wie schweben! Man fühlte sich leicht und schwerelos. Hermine genoss das Gefühl wie das Wasser um ihren Körper spülte und alle Sorgen für den Augenblick von ihr wegwischte. Lächelnd sah sie Levin entgegen, der auf sie zugeschwommen kam. Sie strich sich einige der nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht, die ihr in die Augen fielen und so störend wirkten. Vielleicht hätte sie ihre Haare zusammenbinden sollen, aber das kam ihr unnatürlich vor und es kam nur selten vor, dass sie einen Zopf trug, zumal es immer wieder schwierig war ihre Haare zu bändigen. Es war so schon schwer und mit einem Zopf würde es wohl noch unmöglicher aussehen.
„Ahh“, lachte sie und hob die Hand um sich vor dem Wassertropfen zu schützen, die Levin ihr entgegenspritzte. „Und ich hab dich allein gelassen? Das tut mir wirklich leid“, meinte sie und grinste leicht. Das Grinsen schwand jedoch sofort wieder auf ihrem Gesicht als er das Gespräch auf Ron lenkte. Sie wandte den Blick ab und drehte sich um ihre eigene Achse um aus dem großen Fenster sehen zu können, welches die eine Seite des Schwimmbades bildete.
„Meine Woche war anstrengend. Es ist schwer sich in der neuen Schule zurechtzufinden“, sagte sie leise und drehte sich wieder langsam zu ihm um. „Und es scheint so als würden uns einige der Schüler meiden.“
Auf die Frage bezüglich Ron ging sie nicht ein. Sie wollte sich den Tag nicht vermiesen lassen. Obwohl Levin sicherlich schon ahnte, dass sie sich wieder gestritten hatten, was an der Tagesordnung war. Ron und sie hatten sich schon immer ein wenig gekabbelt. Seit ihrem ersten Tag in Hogwarts. Sie konnte sich selbst nicht einmal erklären, weshalb sie sich überhaupt in ihn verliebt hatte. Wahrscheinlich weil er in so vielen Hinsichten anders war wie sie.
Seine nächsten Worte rissen sie aus ihren Gedanken und ihre Augen weiteten sich. Doch noch bevor sie etwas sagen konnte, wandte er sich ab und schwamm davon. Verwirrt sah sie ihm hinterher. Man hatte sie bereits darauf vorbereitet, dass er an dem Tourettesyndrom litt, aber bislang hatte sie es noch nicht erlebt.
Hermine verfolgte ihn bei seinem Bahnen mit ihren Augen und nickte leicht als er zu ihr zurückkam und sich entschuldigte. „Mach dir keine Gedanken“, meinte sie beruhigend und lächelte wieder sanft. „Hey“, sagte sie leise und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Nicht aufregen!“ Ihr Blick huschte zu der Frau, die am Beckenrand stand und wie ein Rohrspatz schimpfte. „Sie hat wahrscheinlich keine Ahnung“, kam es von Hermine und sie schüttelte den Kopf.
„Wie wäre es mit einem kleinen Wettschwimmen?“, fragte sie Levin um ihn von dieser unangenehmen Situation abzulenken.

Er kochte vor Wut und die Frau setzte einen arroganten Gesichtsausdruck auf. Scheiß Schlampe, hätte er ihr gerne hinterher gerufen, doch er presste die Lippen aufeinander und hielt die Klappe. Er spürte die sanfte Berührung Hermines und sah sie mit Zorn in den Augen an, doch ihre sanften Augen und ihre Worte beruhigten ihn und sein Puls wurde ruhiger. Wie machte sie das nur? Und wer war auf die famose Idee gekommen sie ihm zuzuteilen? Hatte derjenige gewusst, dass sie diese Wirkung auf ihn haben würde. Sein "Fels in der Brandung" sein würde. Natürlich, da gab es noch Mia, seine beste Freundin, doch auch sie hatte es noch nie so schnell geschafft ihn zu Ruhe zu bringen.
"Danke", sagte er mit ein wenig trockener Kehle und senkte den Blick. Er wollte gerade anfangen über irgendetwas zu philosophieren, aber Hermine ließ ihm dazu nicht mal ein paar Sekunden Zeit, bevor sie ihn zu einem Wettschwimmen aufforderte. Er sah auf und lächelte. Natürlich würde er gewinnen - jedenfalls unter ehrlichen Bedingungen. Doch konnte er hier vielleicht eine Ausnahme machen... Mal sehen, dachte er und grinste in sich hinein.
"Klar, wie weit?", fragte er mit einem Zwinkern und ließ sich nach hinten fallen. Wasser spritzte auf und er lachte seine "Austauschpartnerin" an, als diese ein wenig verdattert und sehr nass zu ihm hinterblickte.
"Na komm schon, du wirst sowieso nass!"
Mit einem Ruck zog er sie zu sich, lachend und vollkommen durcheinander was er da gerade überhaupt tat. Nein! Du wirst sie jetzt nicht küssen!, mahnte er sich, als er Hermines Gesicht kaum zehn, zwanzig Zentimeter vor sich auftauchen sah, eines ihrer süßesten Lächeln auf dem Gesicht. Und so atmete er tief durch, dachte an Ron und grinste einfach nur, während Hermine auf der Stelle kehrt machte und sich einen deutlichen Vorsprung holte, in dem sie einfach los schwamm.

Ein schwaches Lächeln glitt über ihre Lippen bei seinem ‚Danke’. Sie schüttelte den Kopf. Dafür musste er sich nicht bedanken. Es war für die Braunhaarige selbstverständlich, aber sie wollte ihn nicht länger mit diesen dunklen Gedanken belasten. Er brauchte Ablenkung und eine Möglichkeit aus dieser Situation herauszukommen, weshalb sie das Wettschwimmen vorschlug. Noch bevor er überhaupt antworten konnte, hatte sie sich von ihm gelöst, zeitgleich ließ er sich nach hinten fallen und Hermine bekam einige Wasserspritzer ab. Abwehrend hob sie ihre Hand um die Tropfen abzuwehren und sah ihn überrumpelt an. Ihre Taktik schien aufgegangen zu sein. Schnell fing sie sich wieder und wollte losschwimmen, als er sie packte und zu sich zog.
Ein leiser Schrei entfloh ihren Lippen, da diese Bewegung so plötzlich kam und sie überraschte. Nach dem ersten Schreck fing sie sich schnell wieder und sah ihn lachend an, doch bald schon blieb ihr das Lachen im Halse stecken, als sie bemerkte wie nah er ihr war. Sie stockte und sah ihn aus großen Augen an. Ihr Blick huschte über sein Gesicht, wanderte von seinen Augen zu seinen Lippen, ehe sie wieder seinen Blick suchten. Sie schluckte schwer und schob ihn sanft von sich. Ihre Hand legte sich auf ihre Brust und sie atmete tief durch um sich langsam wieder zu beruhigen.
Was war das gerade gewesen? Sie wusste genau, dass das nicht hätte passieren dürfen. Ihr Herz hätte nicht so reagieren sollen und sie hätte sich viel schneller von ihm lösen müssen. Schließlich war sie mit Ron zusammen, Streit hin oder her und auch war sie in ihn verliebt. Schon so lange. Sie hatte Levin den Rücken zugewandt und atmete ein paar Mal tief durch, ehe sie sich wieder zu ihm umdrehte und ein Lächeln aufsetzte. „Los geht’s!“, lachte sie und setzte sich in Bewegung. Mit ausschweifenden Bewegungen schwamm sie durch das Wasser und hatte bald schon einen großen Vorsprung. Vielleicht war dieser Abstand, den sie nun zwischen sich brachte richtig um sich wieder zu fangen. Sie konnte sich nicht erklären, was da gerade passiert ist, aber eins wusste sie dafür umso mehr: Es durfte nicht noch einmal vorkommen.

Er ließ sie gewinnen. Er brauchte Abstand um darüber nachzudenken, was er da gerade getan hatte. Und nach ihrem Blick brauchte sie den auch. Warum zur Hölle? Warum fühlte er sich so verdammt wohl in ihrer Nähe. Viel mehr als bei Mia. Viel mehr als bei Lenja. Viel wohler als bei irgendeinem Mädchen, dass er kannte. Hermine war tabu. Sie hatte einen Freund. Ende. Basta! Auch wenn es in ihrer Beziehung noch so scheiße lief, er durfte es nicht soweit kommen lassen. Das konnte er weder ihr, noch Ron noch sich selbst antun. Das war einfach nicht richtig. Definitiv nicht. Aber ... Kein aber, schwor er sich, schüttelte leicht den Kopf, während er Hermine hinterher schwamm und tauchte ab. Er tat ein paar lange Züge, klatschte mit der Hand gegen die Beckenwand und ließ sich zur Oberfläche treiben. Seine Austauschpartnerin hielt sich fünf Meter weiter am Beckenrand fest und starrte in unbestimmte Richtung. Langsam kam er zu ihr hinüber.
"Glückwunsch", sagte er, doch seine Stimme hörte sich seltsam belegt an.
"Wollen wir uns auf die Liegestühle setzen?", fragte er, einfach um dieses unangenehme Gefühl zu vertreiben, dass gerade etwas zwischen ihnen beiden passiert war. Und sie beide wussten, dass es nicht richtig war. Auch wenn er es sich mehr als alles andere zu wünschen schien. Sein Herz pulsierte schneller als sonst, er war leicht außer Atmen. Er hatte fast Wasser geschluckt, hatte sich nicht konzentriert regelmäßige Züge zu machen. Fragend sah er Hermine an.

Hermine erreichte als Erstes den Beckenrand und zog sich an diesem hoch. Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht, welches ihr auf der Stirn klebte und in die Augen fiel. Ihr Blick glitt suchend über das Wasser um nach Levin Ausschau zu halten. Schließlich entdeckte sie ihn als er aus dem Wasser auftauchte. Sofort huschte ein Lächeln über ihre Lippen, auch wenn es ihre Augen nicht ganz erreichte und dort ein verwirrter Ausdruck zu finden war. “Danke“, kam es lachend von ihr als er sie zu ihrem Sieg gratulierte. Dabei war es nicht einmal ein richtiges Wettschwimmen gewesen, vielmehr die Flucht aus einer unangenehmen Situation. Das Wettschwimmen war nur Mittel zum Zweck gewesen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber er schien sich nicht weiter darum zu kümmern, ebenso weniger darüber, dass sie sich gerade noch so nah waren, wie es eigentlich nicht hätte sein sollen.
Sie nickte schwach und sah zu dem Ruhebereich der Schwimmhalle, wo einige Liegestühlen standen, auf denen man sich ausruhen konnte. “Gerne“, kam es von Hermine, die sich sogleich aus dem Wasser hievte. Sie drehte sich und saß mit dem Po auf dem Rand des Beckens. Fragend sah sie zu Levin, der noch immer im Wasser war. “Kommst du?“, fragte sie und stand auf. Sie fuhr sich kurz über die Arme und streifte das Wasser ab, welches in kleinen Tröpfchen über ihre Arme lief und sie so leicht kitzelte.
Sobald auch Levin das Wasser verlassen hatte, gingen die Beiden rüber zu den Liegestühlen. Sie suchten sich zwei Liegestühle, die ganz außen standen und einen Blick durch ein großes Fenster zu ließen, welches nach draußen auf eine Grünanlage zeigte. Hermine lächelte bei dem Anblick und setzte sich auf eine der Liegen. “Wenn ich ehrlich bin, hab ich kaum etwas von der Stadt gesehen“, sagte sie und drehte sich zu Levin um. “Die meiste Zeit sind wir in der Schule und kommen kaum raus“, seufzte sie leise und dachte zurück an Hogwarts, wo sie zwar auch nur selten das Gelände verlassen hatte, aber da hatte sie – wenn sie ehrlich war – kaum Zeit gehabt irgendetwas zu unternehmen, da sie ständig mit Harry und Ron unterwegs und irgendwelchen Abenteuern auf der Spur war.

"Die Stadt ist nicht sehr sehenswert, das meiste wurde in die Werft investiert. Aber wenn du willst, kann ich dir alles zeigen, was ich so als interessant empfinde", erwiderte Levin sofort und lächelte Hermine leicht an, während er sich mit seinem Handtuch abtrocknete. Er versuchte zu vergessen, was zwischen ihnen beiden gerade beinah passiert wäre. Er versuchte es - konnte es aber nicht. Es war zu abstrus, zu ... er konnte es nicht in Worte fassen.
"Wie spät ist es eigentlich?"
Sie müssten bald los, wenn er ihr noch ein paar Läden zeigen wollte, die sie bestimmt interessieren würden. Danach dann vielleicht ein Kaffee oder der ähnlichen und dann konnte er ihr, wenn sie dann noch Zeit hatte, seinen Lieblingsplatz zeigen. Er lag etwas höher gelegen, von dort konnte man fast endlos über das Meer sehen und wenn man Glück hatte, spielten sogar die Nordlichter ihr Farbenspiel. Ja, die Idee gefiel ihm durchaus, musste Levin zugeben und wunderte sich, warum er ihr die Stadt noch nicht früher gezeigt hatte.
"Also wenn du willst, sollten wir und langsam Richtung Umkleide begeben.", meinte er und schüttelte den letzten Rest Wasser aus seinen Haaren.

Sie erwiderte das Lächeln, welches er ihr schenkte und nickte leicht. “Gerne“, kam es von ihr und sie freute sich über sein Angebot. Es war im Grunde das Beste, was ihr passieren konnte. Er kam von hier. War ortskundig und würde ihr bestimmt nicht nur die Touristenattraktionen zeigen. Sie wollte lieber die kleinen Ecken der Stadt erkunden. Orte, an die ein Tourist nicht so leicht kommen würde. Ihr Blick huschte zu der großen Uhr, die hier in der Schwimmhalle hing. Es war kurz nach vier, was nun wirklich nicht spät war. Aber angesichts der Jahreszeit wurde es hier früh dunkel und seit dem letzten Jahr hegte Hermine eine Abneigung dagegen im Dunkeln unterwegs zu sein. Noch dazu in einer Stadt, die sie nicht kannte. Ihr Blick haftete auf der Uhr und sie atmete tief durch, ehe sie sich wieder an Levin wandte. “Kurz nach vier“, verriet sie ihm die Uhrzeit und fuhr sich durch das nasse Haar, aus dem sich immer wieder Tropfen lösten und auf ihre Haut fielen, wo sie hinunter rannen und leicht kitzelten.
“Gut“, kam es von ihr auf seinen Vorschlag hin sich umzuziehen, damit sie es noch in die Stadt schafften. Sie warf noch einen Blick aus dem Fenster, ehe sie sich in Richtung der Umkleiden wandte. Gemeinsam mit Levin durchquerte sie die Schwimmhalle und vor den Umkleiden verabschiedeten sie sich um sich nachher in der Eingangshalle wieder treffen konnte. Hermine nahm ihre Sachen aus dem Spint, in den sie ihre Sachen gelegt hatte, und suchte ihre Badesachen heraus, ehe sie unter die Duschen ging, wo sie sich den Chlor von ihrer Haut wusch. Anschließend suchte sie sich mit ihren Sachen eine leere Kabine und begann sich abzutrocknen und wieder anzuziehen. Als letztes trocknete sie noch ihre Haare und kam mit gepackten Sachen in die Eingangshalle, wo sie sich suchend umsah.

Schnell stellte er sich unter die Dusche, wusch sich ab und ging zu einer der Kabinen, wo er sich trocknete und umzog. Was war da vorher passiert? Er hatte sie beinah geküsst. Und sie hatte ganz offensichtlich auch gemerkt, dass da etwas zwischen ihnen gewesen war. Verdammte scheiße, das durfte einfach nicht so ... Sie hatte einen Freund. Und er stand ja nicht mal auf sie. Oder? Levin schlufg mit der Faust gegen die Kabinenwand und zog sein Pullover an. Ganz ruhig. Ganz ruhig. Du kriegst sonst wieder nur einen Tick. Und draußen auf der Straße wäre das noch unvorteilhafter als im Schwimmbad. Ganz ruhig. Er schnürte seine Schuhe zu, öffnete die Tür und ging sich die Haare föhnen. Dann lief er langsam in Richtung Eingangshalle. Hermine wartete schon auf ihn, die Haare durch und durch trocken. Wie hatte sie das denn gemacht?
"Hey, hier bin ich wieder", sagte er und schenkte ihr ein geistesabwesendes Lächeln. Wenn er ehrlich war, konnte er den Blick nicht von ihr wenden. Verdammt noch mal. Er durfte jetzt nicht gefühlsduselig werden. Vorallem nicht bei ihr. Sie hatte einen Freund, sie war in einem halben Jahr wieder weg. Es hatte keine Zukuft, es hatte keine Chance. Wieso machte er sich überhaupt solche Gedanken?
"Willst du nen Kaffee?", fragte er sie, während er seinen Rucksack schulterte und ihr die Tür aufzog. Eiskalte Luft schlug ihnen entgegen.

Sie fuhr herum als sie hinter sich Schritte hörte. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. „Sehr schön“, meinte sie daraufhin. Sie schob den Riemen ihrer Tasche höher, der leicht herunterrutschte und nickte schwach. „Sehr gerne“, ging sie auf seinen Vorschlag ein. Ein Kaffee hörte sich gut an. In der Zauberwelt kam sie nur äußerst selten in den Genuss des braunen Getränks. Zwar mochte sie auch Tee sehr gerne, wie fast jeder Engländer, aber der Kaffee erinnerte sie an zu Hause. Wenn sie in den Ferien zu Hause war, war die Kaffeemaschine oft das erste Geräusch, welches sie morgens hörte. Ihre Eltern tranken vor der Arbeit immer eine Tasse Kaffee zusammen. Es war schon immer so gewesen und ein leises Seufzen glitt über ihre Lippen, als sie daran zurückdachte. Ihre Eltern waren im Augenblick in Australien. Sie wusste nichts von ihrer Tochter und somit gab es auch kein gemeinsames Kaffee trinken am Morgen mehr.
“Lass uns gehen!“ Sie sah ihn lächelnd an und hakte sich bei ihm unter um die Schwimmhalle zu verlassen. Ihr Blick huschte erneut nach draußen. “Vielleicht schneit es heute noch“, sagte sie gedankenverloren und sah wieder zu Levin, während sie gemeinsam die Vorhalle verließen und nach draußen traten. Ein kühler Wind schlug ihnen entgegen und Hermine schob den Schal, den sie trug über ihren Mund und ihre Nase. “Wo müssen wir lang?“, fragte sie und sah ihn abwartend an.